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Kernaussagen
Anstieg des Argos Index® auf 10,6x EBITDA
Nach der Korrektur in der zweiten Jahreshälfte 2021 stieg der Argos Index® im 1. Quartal 2022 auf 10,6x EBITDA an. Für das Wachstum waren vor allem das obere Marktsegment – die Multiples im unteren Mittelstandssegment blieben stabil – sowie die Kaufpreise verantwortlich, die von Finanzinvestoren gezahlt wurden. Sie stiegen auf das 10,8-fache des EBITDA.
Die Multiples im 1. Quartal 2022 waren homogener als in den zurückliegenden zwei Jahren: Die Standardabweichung ging deutlich zurück, ebenso der Anteil der Multiples über 15x. Mit dem Abschwächen der Covid-Pandemie in Europa haben sich die Sektoren im Index neu geordnet. In der Industrie und bei Dienstleistungen stiegen sowohl M&A-Aktivität als auch Multiples an. In den Gesundheits- und Technologiesektoren hingegen gingen die Zahlen vergleichsweise zurück. Im Ergebnis verringerte sich der Abstand zwischen den Multiples dieser Sektoren deutlich. Er lag im 1. Quartal bei nur noch 1x EBITDA, verglichen mit mehr als 4x EBITDA im 4. Quartal 2021.
Das starke Anziehen des Wirtschaftswachstums im Jahr 2021 und anhaltend günstige wirtschaftliche Bedingungen (negative Realzinsen) trieben die Multiples und somit den Argos Index. Ebenso die Erholung der M&A-Aktivität im Mittelstandssegment nach dem Rückgang im letzten Quartal, insbesondere bei Transaktionen unter 150 Mio. EUR.
Der M&A-Aufschwung der letzten Jahre scheint sich jedoch umzukehren. Die weltweite M&A-Aktivität fiel im 1. Quartal um 23 %. Hauptgründe waren die plötzliche Verschlechterung des geopolitischen, wirtschaftlichen und finanziellen Umfelds. Mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine am 24. Februar stieg die Inflation, angetrieben von steigenden Energie- und Rohstoffpreisen. Die Zentralbanken bereiten sich auf eine Straffung der Geldpolitik vor, und die jüngste Covid-Welle in China bringt die Wertschöpfungsketten weiter durcheinander.
Der Krieg in der Ukraine wirkte sich in diesem Quartal zwar noch nicht auf die Bewertungen von KMUs aus, aber man spürte im März 2022 Auswirkungen auf die M&A-Aktivität im Mid-Market-Segment. Sie fiel im Vergleich zu Januar/Februar nach Anzahl um 25 % und nach Wert um 37 %.
Argos Index®-Mid-Market Median EV/EBITDA-Multiple auf Sechsmonatsbasis (rollierend)
Quelle: Argos Index®-Mid-Market / Epsilon Research
Die von Finanzinvestoren gezahlten Multiples trieben den Index hoch
Die von Finanzinvestoren gezahlten Multiples erholten sich auf das 10,8-fache des EBITDA, nachdem sie in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 stark zurückgegangen waren. Das nach wie vor rekordhohe Angebot an anlagewilligem Kapital und das trotz steigender Inflation weiterhin günstige finanzielle Umfeld führten zu den leicht höheren Multiples. Die mit der Finanzierung von LBO-Transaktionen verbundenen Risiken nehmen jedoch zu, wie die EZB in einer Mitteilung an das Management großer Banken betonte. Sie warnte darin vor höherem Leverage(1).
Die von strategischen Käufern gezahlten Multiples stiegen leicht auf 10,0 x EBITDA. Das hohe Niveau steht im Einklang mit der positiven Entwicklung der Aktienmärkte im 1. Quartal(2). Die Investoren haben ihren Optimismus nicht verloren; die großen Konzerne setzten die Umgestaltung ihrer Geschäftsmodelle und ihrer strategischen Akquisitionspolitik fort. So ist die Risikoprämie für europäische Aktien(3) nach dem Höchststand im 1. Quartal 2020, zu Beginn der Covid-Krise, stark gesunken: Sie liegt mit 5 % auf dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren.
Unternehmensbewertung / EBITDA im Zeitverlauf
1 Verschuldungsgrad > 6x EBITDA für die Hälfte der Transaktionen 2019-2020 und über 60 % der Transaktionen im ersten Halbjahr 2021, im Schreiben von Andrea Enria, Vorsitzender des Aufsichtsrats, vom 28.03.2022.
2 Der EURO STOXX® TMI Small fiel im 1. Quartal 2022 im Vergleich zum 4. Quartal 2021 um 6,5 %, stieg aber im Vergleich zum 1. Quartal 2021 um 2,9 %.
3 Quelle: Goldman Sachs Global Investment Research ERP
Größere Homogenität der Multiples
Transaktionen, in denen Multiples von mehr als 15x EBITDA gezahlt wurden, gingen im 1. Quartal 2022 stark zurück. Sie machten 15 % der untersuchten Transaktionen aus, womit sie wieder auf das Niveau vor Covid zurückfielen.
Anteil der Transaktionen mit Multiples >15x des Argos Index®-Samples
Quelle: Argos Index®-Mid-Market / Epsilon Research
Die Verteilung der Multiples im Index verringerte sich folglich in diesem Quartal. In 14 % der Transaktionen wurden Multiples von weniger als 7x EBITDA gezahlt, ein leichter Rückgang im Vergleich zu den Vorquartalen.
Anteil der Transaktionen mit Multiples <7x EBITDA und >15x EBITDA des Argos Index®-Samples
Quelle: Argos Index®-Mid-Market / Epsilon Research
M&A-Aktivität im europäischen Mittelstand ist im 1. Quartal 2022 gestiegen
Die M&A-Aktivität stieg im 1. Quartal 2022 nach Anzahl um 12 % und nach Wert um 3 %, nachdem sie im 4. Quartal 2021 zurückgegangen war.
Verantwortlich für den Anstieg waren das untere Mittelstandssegment (Deals mit einem Wert über 150 Mio. EUR blieben stabil), die starke Markterholung nach der Coronakrise, das günstige finanzielle Umfeld (Zinssätze blieben sehr niedrig) und die Wachstumsstrategien sowohl großer Konzerne als auch von Finanzinvestoren.
Der Anstieg steht im Gegensatz zur Verlangsamung der weltweiten M&A- Aktivität. Sie ist im ersten Quartal um 23 % auf 1 Billion USD gefallen, steht allerdings noch auf einem höheren Niveau als im 1. Quartal 2019 und 2020. Diese Umkehrung des M&A-Zyklus nach einem außergewöhnlichen Jahr 2021 hängt mit der Verschlechterung der wirtschaftlichen und finanziellen Aussichten und dem Kriegsbeginn in der Ukraine zusammen.
Source: Mid-market Argos Index® / Epsilon Research / InFront Analytics
M&A-Aktivität im Mid-Market-Segment in der Euro-Zone (15 – 500 Mio. €) nach Anzahl und nach Wert
Quelle: Epsilon Research / MarketIQ
Mit der Erholung der M&A-Aktivität in den Industrie- und Dienstleistungssektoren, sank die durchschnittliche Transaktionsgröße im Mittelstandssegment weiter. Diese Entwicklung hatte bereits 2021 begonnen.
Durchschnittl. Wert der offengelegten Transaktionen – M&A
Mid-Market-Segment in der Euro-Zone
Quelle: Epsilon Research / MarketIQ